Januar 2011



Die Bilder unterliegen dem Copyright und dürfen nicht von der Webseite kopiert und verwendet werden.

Historische Aufnahme Balair, 1933

„In der Brauerei Rheinfelden Nord (Brauerei Cardinal am Rheinufer) sind am Freitag die letzten 230'000 Flaschen abgefüllt worden. Damit wurde das letzte Kapitel in der Geschichte des 118- jährigen ehemaligen «Salmenbräu» abgeschlossen. Das Brau- und Abfüllvolumen von jährlich gegen 400'000 Hektolitern ist ins Feldschlösschen bzw. in die Brasserie du Cardinal nach Freiburg verlagert worden. Das Areal soll künftig anderweitig genutzt werden.“


So machte die Nachricht am 6.9.2002 in den Schweizer Medien die Runde als die Tore der traditionsreichen Gebäude geschlossen wurden.


Im Jahre 1799 übernahm Franz Joseph Dietschy (1770 - 1842) in Rheinfelden das «Wirtshaus zum Salmen», wo er mit der Bierproduktion begann. Bier war in dieser Zeit besonders auf dem Land etwas Neues. Es war modern, ungewohnt, revolutionär, geradezu luxuriös und wegen seiner Seltenheit sehr begehrt. 1842 starb Dietschy und sein Sohn Alois Dietschy (1810 - 1858) der in München das Brauen gelernt hatte, übernahm den Betrieb. 1854 wurde als eine der ersten Brauereien der Dampfbetrieb eingeführt. Als Alois Dietschy 1858 starb wurde die Brauerei von seiner Frau weitergeführt bis ihr Schwiegersohn, Ingenieur Carl Habich- Dietschy (1845 - 1928) 1869 zum Geschäftsführer des Betriebes ernannt und schliesslich 1878 Eigentümer der Brauerei wird. 1884 erfolgte die Inbetriebnahme des «Salmenbräu Rheinfelden» am heutigen Brauereistandort mit einem damaligen Jahresausstoss von 30'000 Hektolitern. Ein Jahr danach erfolgt der Anschluss an die Geleise der Schweizerischen Bundesbahn. 1915 wurde das heutige Sudhaus errichtet. 

1973 erfolgte die Ablösung der Marke Salmenbräu nach 174- jährigem Bestehen durch die Marke Cardinal. 1991 wiederum gelangte Cardinal unter das Dach der Feldschlösschen- Gruppe.


Der letzte Sud im «Salmen», wie der Betrieb im Volksmund nach wie vor heisst, erfolgte am 16. August 2002. Bei der letzten Abfüllung am 6. September wurde das Exportprodukt «Moussy Peach» abgepackt. Moussy war in den letzten 17 Jahren das Hauptprodukt des Betriebs Nord. Die im Betrieb Nord im Jahr 2001 produzierten bzw. abgefüllten 397'000 Hektoliter (39,7 Mio. Liter) entsprachen gegen 10% der Schweizerischen Bierproduktion. Davon wurden drei Viertel in Form des alkoholfreien Moussy exportiert. Ferner wurden für den Schweizer Markt die Lizenzprodukte Carlsberg und Tuborg sowie Löwenbräu Zürich alkoholfrei und Panaché Bilz alkoholfrei hergestellt. Bis zur Inbetriebnahme des Dosenfüllers im Feldschlösschen wurden im «Salmen» auch sämtliche Dosenbiere der Feldschlösschen-Gruppe abgefüllt.


Allzuviel aus dieser vermeintlich noch nicht allzulang her scheinenden Zeit ist heute nicht mehr vorhanden.  Nur noch wenige Relikte gibt es: Rohre, Maschinen, Kessel, das Meiste das es zu verwerten galt wurde längst der Entsorgung zugeführt. Auch die wohl unvermeintlichen Vandalen und „Graffitikünstler“ haben schon seit geraumer Zeit ihre Spuren hinterlassen. Es dauert eine Weile bis klar wird dass die Anlage spannender ist als dass ein paar übrig gelassene, leere Industriehallen (davon eine Lagerhalle in der alleine 50‘000 Harass Bier bereitgestellt werden konnten und das 1930 vom Architekten Heinrich A. Liebetrau erbaute Silogebäude) vermuten lassen. Die Spuren vergangeneer Tage führen in den Untergrund, scheinbar kilometerlange Gänge und Verbindungswege führen unterhalb des Areals in die stromlose Tiefe, verschiedenste teils meterhohe Kellergewölbe in unterschiedlichen Etagen beherbergen noch heute riesige Lagertanks die scheinbar unberührt im Dunkeln ihr vergessenes Dasein fristen. Beeindruckend auch der Gärkeller mit seinen 22 Gärbottichen aus Edelstahl wovon der Grösste alleine 34‘000 Liter fasst. In diesem Gärkeller wurde die Bierwürze durch Zusatz von Bierhefe während einer konstanten Temperatur von 8 Grad innerhalb von 7 Tagen zum Jungbier vergärt.

Die Tage des Areals sind auch hier gezählt. Es soll bis 2012 einer Ueberbauung mit diversen Einkaufszentren weichen.