Ursprünglich als Jagdschloss im frühen 19. Jahrhundert von einem der Marschäle Napoleons auf der Durchreise von Paris nach Schweden konzipiert wurde dieses Anwesen im klassizistischen Stil, mit einem halbkreisförmigen zentralen Giebel erbaut. Sein späterer Besitzer war ein leidenschaftlicher und populärer Maler welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen der Salons mit ägyptischen Malereien ähnlich eines Tempels dekorierte, welche noch immer sehr gut erhalten sind. Dieser Salon zeugt noch heute von der damals äusserst populären Aegyptomanie der damaligen Zeit und ist unbedingt erhaltenswert, da einzigartig in Belgien.


Danebst enthält das prachtvolle Gebäude eine Fülle von Inneneinrichtungen in weiteren unterschiedlichsten Stilen, es stellt ein beispielhaftes Zeugnis für den eklektischen Geschmack des 19. Jahrhunderts dar. Der neue Besitzer schmückte sein Schloss mit orientalischem und europäischem Porzellan und rund um die Immobilie pflanzte er einen Wald von nachhaltigen Eichen und Buchen.


Sein Atelier befand sich im Dachstuhl der daneben stehenden Remise und als erfolgreicher Genremaler fand er auf seinem Anwesen den perfekten Rahmen für seine Portraits von Landwirten, Händlern, Zigeunerinnen, Förster, und Holzsammler sowie auch  gelegentlich religiöse Arbeiten für Kruzifixe. Seine Bilder waren sehr beliebt bei der Bourgeoisie in der Umgebung.


Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Herrenhaus von seiner Enkelin bewohnt welche mit einem damals berühmten Arzt verheiratet war.  Das fromme Ehepaar hatte 9 Kinder. Der Ehemann und Arzt war ein fleißiger Mann der sehr von seinen Patienten geliebt wurde. Er besuchte diese mit seinem Chevrolet und scheute sich nicht, seinen Wagen regelmäßig zu einem Krankenwagen umzufunktionieren, wenn jemand dringend ins Krankenhaus musste. Ein Ereignis! Er praktizierte noch bis ins hohe Alter von über 80 Jahren bis zu Beginn der 80-er Jahre.


Nach seinem Tod im Jahre 1992 war das Innere des Schlosses für die Öffentlichkeit lange das bestgehütete Geheimnis der Region. Der Schlosspark war mit Zäunen und einer Hecke umgeben und jedes Jahr im Frühling blühte der schönen Waldgarten mit hunderten wenn nicht tausenden von leuchtend gelben Narzissen in seiner ganzen Pracht.


Vor einigen Jahren starb die Witwe des Arztes und Enkeltochter des Malers. Deren Kinder entschieden sich, das Schloss und die Parkanlage zu verkaufen, der wunderschöne Park wurde parzelliert mit dem Resultat, dass viele der Bäume - darunter mehrere über 200- jährige Eichen - gefällt wurden und gleich daneben bereits mit dem Bau eines Neubaus begonnen wurde, die Mauern des Erdgeschosses stehen bereits...


Leider befindet sich das Schlösschen heute nicht mehr in bestem Zustand, es gab bisher erfolgreich abgewendete Versuche das Gebäude abzureissen.

Was wirklich mit dem ehemaligen Jagdschloss mit seiner besonderen Historie geschehen wird steht in den Sternen...


Juni 2012



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