Oktober 2012



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Fast neunzig Jahre war der Ort stellvertretend als Synonym für militärische Befehls- und Kommandozentralen. Zuerst für das kaiserlich- deutsche Heer, dann Reichswehr, Wehrmacht und zuletzt für das Oberkommando der sowjetischen Armee in der ehemaligen DDR. 1994 verliessen die letzten russischen Armeeangehörigen die für die einheimische Zivilbevölkerung „verbotene Stadt“.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand auf dem riesigen Gelände von über 6000 Hektaren ein Komplex mit verschiedensten Kasernenbauten, Truppenübungsplätzen, Turnanstalt, Hallen- und Freibad und sogar einer Reithalle. Ausserdem wurden in den Jahren 1914- 1919 als Folge der rund 15‘000 Kriegsgefangenen für die moslemischen Soldaten eigens eine Moschee eingerichtet. Im Zuge des Machtantrittes der Nazionalsozialisten wurde in den 30-er Jahren das Gelände weiter zum Grosstandort inklusive ausgedehnter Bunkersysteme ausgebaut.

Nach der Kriegsniederlage Deutschlands und der Auflösung der Wehrmacht besetzte die rote Armee das Gelände. Die Sowjets  schufen sich die notwendigen Bedingungen für ein vollkommen autarkes Leben in der Fremde: Neben zusätzlichen Kasernenanlagen und Wohnhäusern baute man eigene Brotfabriken, Warenhäuser, Geschäfte und Schulen, auch ein Kulturzentrum mit Theater und ein eigenes Krankenhaus entstanden. Zeitweise sollen hier bis zu 35‘000 sowjetische Soldaten stationiert gewesen sein. 1977 wurde ein eigener Bahnhof mit täglicher Direktverbindung nach Moskau gebaut und in Betrieb genommen. Diese Bahnverbindung durfte ausschliesslich nur von sowjetischen Militärangehörigen genutzt werden.

Ganz besonders eindrucksvoll präsentiert sich die meterhohe, im Park gegen Westen ausgerichtete Statue mit der steinernen Miene von Genosse Lenin.

Das einfallende Licht, die ausgeblichenen Pastelltöne der Wände und der abblätternde Lack der Türen verleihen der Militärarchitektur eine sonderbare Atmosphäre. Die langen Flure, einst erfüllt vom Stimmengewirr hunderter Soldaten liegen nun in völliger Stille da.

Von Anfang an war dieser Ort ein Beispiel für urbane Konversion. Wo einst exerziert, geschossen und befohlen wurde sollte nach der Wende ein Platz für Wohnen, Handel, Verwaltung, Dienstleistung und Bildung entstehen.

Auf eine entsprechende Nutzung gemäss diesen Plänen warten die Bauten allerdings bis heute.

Auf Anfrage jedoch lässt der gut vertretene Wachschutz dem Besucher einen grosszügigen Blick aus dem Innern erhaschen...













Quelle:  Buch „Geisterstadt - Geistesstadt“, J. Strauss Verlag 1998