Oktober 2009

historische Aufnahme ca. 1908

Das Areal Teupitz mit dem grossen Kamin und dem noch markanteren weither sichtbaren Wasserturm des Heizwerks wurde zwischen 1905 und 1908 als fünfte große Heil- und Pflegeanstalt des Brandenburgischen Provinzialverbandes mit einer Kapazität von 1200 Betten gebaut. In der damals zweitkleinsten Stadt der Provinz entwarf Theodor Goecke das erste Psychiatriekrankenhaus im reinen Pavillonstil. Es setzte Maßstäbe für weitere Bauvorhaben dieser Art.


Diese kleine, abgeschlossene Welt spiegelte stets die wechselvolle Geschichte ihrer Umgebung:  Im Ersten Weltkrieg wurde das Areal als Militär- Lazarett genutzt und erst 1925 wieder einer öffentlichen Nutzung zugeführt. Zwischen 1945 und 1992 wurden große Teile des 28 Gebäude umfassenden Areals wie vielerorts in der ehemaligen DDR auch hier von der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland als Militär- Hospital genutzt. Spuren gibt es viele...


Immer wieder waren es Menschen, die als Architekten, Therapeuten oder Patienten die Geschichte der Anstalt geprägt haben. So zum Beispiel der Maler Paul Goesch. Nach einem Architekturstudium wandte er sich von 1903 an der bildenden Kunst zu und pflegte Kontakte zur intellektuellen Avantgarde Berlins. Seit den zwanziger Jahren in psychiatrischer Behandlung, lebte er von 1934 an in der Landesklinik Teupitz. Dort wurde er am 22. August 1940 im Rahmen der Euthanasie „Aktion T4“ ermordet. Sein Schicksal steht stellvertretend für das vieler Anderer. Ein Gedenkstein auf dem Terrain der Klinik erinnert an die Verstrickung der einstigen Landesklinik in die Euthanasieverbrechen des NS- Regimes.


Seit dem Abzug der Sowjets nach der Wende stehen die Gebäude leer und wurden ohne Ausnahme vollumfänglich mit bedrohlich aussehenden stählernen Vandalengittern einer darauf wohl spezialisierten Firma vermacht. Da es im Haupthaus offensichtlich gebrannt hat kann heute ein Eindruck des Inneren erhascht werden. Das ganze Gelände wirkt sehr ungastlich und bedrohlich, was wohl auch an der an den Gebäuden angebrachten Farbkombination und den mittlerweile zugewachsenen Wegen liegen mag...ausserdem gibt es Wildschweine die deutlich hörbar durch das Unterholz pirschen...die wunderbare warme Herbstsonne vermochte mein generelles fröstliches Unwohlsein einigermassen in Schach zu halten...



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Quelle: Buch „Landesklinik Teupitz, Geschichte - Architektur - Perspektiven“, be.bra Verlag 2003