November 2010



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Der Gründer der Schuhfabrik Hug in Herzogenbuchsee

Fritz Hug und Frau, 1909

während der Bauphase ca. 1931

Im Jahre 1878 borgte sich der damals 24- jährige Fritz Hug von seinem Grossonkel Johann Trösch das Geld zum Kauf einer Nähmaschine, um Holzschuhe, die bis dahin von Hand genäht wurden, fabrikmässig herzustellen. Ab 1886 wurde bereits eine grössere Werkstatt in Herzogenbuchsee bezogen und um 1909 wurde wiederum der Standort in grössere Räumlichkeiten verlegt. 1911 übergab Fritz Hug das Geschäft den beiden Söhnen Alfred und Franz Hug. Die Firma hiess nun Hug & Co., Holzschuhfabrik.

Die beiden waren es, welche die Firma in den Jahren 1925 bis nach dem Zweiten Weltkrieg bis weit in die sechziger Jahre zur damals zweitgrössten Schuhfabrik der Schweiz entwickelten. Alfred war der kaufmännische und Franz der technische Leiter.

1914, bei Kriegsausbruch, beschäftigte die Firma 40 Arbeiter und einen Reisevertreter. Im Herbst 1920 nahm die Firma die Herstellung von Kinderschuhen auf und produzierte weiterhin ihre Lederschuhe für Gross und Klein, von denen sie bis 1924 schon eine ansehnliche Kollektion führte.


Hug & Co. war um 1930 schliesslich einer der grössten Schuhproduzenten der Schweiz. Die Produktion im damaligen Standort Herzogenbuchsee konnte die Nachfrage nicht mehr befriedigen.


1933 konnte in Dulliken bei Olten eine neue, aufs modernste eingerichtete Zweigfabrik in Betrieb genommen werden. Bei der Frage des Standorts der neuen grossen Fabrikanlage musste nicht nur auf gute Bahn- und Strassenverkehrslage Rücksicht genommen werden, sondern auch auf günstige Wohn- und Siedlungsmöglichkeiten für eine zahlreiche Mitarbeiterschaft. In der Umgebung wohnten bereits eine hohe Anzahl von Fachleuten im damaligen Zentrum der schweizerischen Schuhproduktion (Bally-Schuhproduktion im benachbarten Schönenwerd). In den 50er- Jahren erreichte Hug & Co. die grösste Ausdehnung mit rund 1000 Angestellten.


Das 1932/33 unter dem Ingenieur Robert Schild erbaute Fabrikgebäude galt kurz nach Fertigstellung als "Fabrikbau neuster Konstruktion, mit allen luft- und lichthygienischen Installationen".   Der von West nach Ost gerichtete, hellgrüne Bau sticht besonders durch seine klare architektonische und funktionelle Gestaltung hervor und ist der bedeutendste Industriebau in der Sprache des Neuen Bauens der Region Olten. An der Ostseite dominiert ein plastisch ausgeformter Annexbau mit vorgelagertem Treppenhausturm. Im westlichen Annexbau befinden sich eine Nottreppe und sanitäre Anlagen. Die grosszügigen Fenster des 80 Meter langen, viergeschossigen Fabrikationsteils sorgen durch die zweiseitige Belichtung für optimale Arbeitsbedingungen.


Die Architektur des weit sichtbaren Gebäudes an der Bahnstrecke diente als Werbung für die Firma Hug & Co., die lindengrüne Fassadenfarbe – dieselbe Farbe wie die Schuhschachteln – und die Anbringung des grossen Firmenlogos an der Schaufassade sind ein frühes Beispiel einer "Corporate Identity".


1978 wurde die Schuhherstellung eingestellt und die Fabrik geschlossen, die Produktionsanlagen entfernt. Heute präsentiert sich dem Auge des Betrachters eine vermeintliche Industrieruine welche in den vergangenen Jahren immer mehr von Vandalismus gezeichnet wurde. Auch die Kupferdiebe haben längst ihr Werk getan. Viele der Fenster sind eingeschlagen und im Innern haben sich Graffitikünstler mit allerdings teilweise herausragenden Kunstwerken verewigt.


Doch die Zukunft des Gebäudes scheint gesichert: Nachdem die Schuhfabrik 2005 verkauft und der Einbau von Eigentumswohnungen geplant wurde haben die neuen Eigentümer 2007 auf eine Weiterbearbeitung des Projekts verzichtet. Im Frühjahr 2010 hat die Schuhfabrik Hug nun einen neuen Käufer gefunden, ein Umbauprojekt ist in Arbeit.

Historische Aufnahme, ca. 1940