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Josef Gunzinger 1892 - 1970

April 2011

Technos Goldshield mit Handaufzugswerk ETA 2391

Längst sind die Zeiten der Blüte in der Uhrenindustrie vorbei, trotzdem erinnern Zeugen wie das Fabrikgebäude der Technos an die guten alten Zeiten des Dorfes und der ganzen Region.


Der wahrscheinlich erste Welschenrohrer Uhrmacher war Urs Gunzinger (1723‒1782), der den Ort zum ältesten Uhrmacherdorf im Kanton Solothurn machte. Seine berühmte Wanduhr von 1745, das „Welschenrohrer Zyt“ ist auf der Gemeindekanzlei zu bestaunen. Es wurden auch Taschenuhren mit Metall- und insbesondere mit Silbergehäusen angefertigt. Der Betrieb von Gunzinger beschäftigte während des 1. Weltkrieges über 150 Personen. 1918 wurde dann die neue Fabrik gebaut. Im Dorf waren 400 Personen in der Uhrenindustrie beschäftigt, bis es nach 1920 zur grossen Krise und zu einem Preiszusammenbruch kam.


1920 übernahm Josef Gunzinger das gleichnamige Familienunternehmen von seinem Vater Melchior Gunzinger und führte das Unternehmen zusammen mit seinen fünf Brüdern durch verschiedene Krisenzeiten. Als Fabrikant bestimmte Gunzinger auch massgebend das politische Leben in der Gemeinde als Gemeinde- und Kantonsrat. Mit dem Bau von Einfamilienhäusern für seine Arbeiter sowie Spenden an Schulen und Vereine zeigte der leidenschaftliche Jäger auch seine soziale Ader als Patron.


1924 liess Gunzinger den Namen „Technos“ eintragen. Es entstanden verschiedene Ausbauten des Gebäudes. Nach dem 2. Weltkrieg zeigten die Zeiger wieder nach oben. Die berühmtesten Namen waren Josef Gunzinger, Walter Racine und die Firma „Tourist“ der „Adolf Allemann Fils“. Gunzinger, der die Tourist übernommen hatte, führte 1962 Lanco - Montagebänder zur Serienproduktion für die Marke Technos ein. In den Sechzigerjahren beschäftigte die Technos rund 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Fabrik selber aber auch als Heimarbeiterinnen. Heute noch vorhanden ist der kleine Seiteneingang mit dem Schalter, an welchem die Heimarbeiterinnen ihre erledigten Arbeiten abgeben und neue Aufträge abholen konnten. Das kleine Wartebänkchen wurde mit einem kleinen Heizkörper darunter beheizt damit die Wartenden nicht frieren mussten.


Nach dem Höhepunkt in den Sechziger Jahren folgte der rasche Niedergang. Strukturveränderungen wie die Ablösung der Roskopf- und Stiftankerproduktion sowie der Ankeruhren durch elektronische Quarz- Uhren aus Japan waren verschlafen worden, wohl weil man an die Kraft des Bewährten, qualitativ Hochwertigen glaubte. Nach dem Tode von Josef Gunzinger im Jahre 1970 wurde die Fabrik verkauft und 4 Jahre später brachen die Märkte in Japan und Brasilien ein, was zur grössten Krise der Unternehmensgeschichte führte. Der Personalbestand wurde fortan laufend reduziert bis das Unternehmen 1980 seine Tore schliessen musste.


Die Firma Schleuniger Kabeltechnik aus Thun übernahm den Standort für viele Jahre bis auch dieses Kapitel zu Ende ging.


Heute ist wieder Leben in die ehemailge Fabrik eingekehrt. 2010 fand sie einen neuen Besitzer welcher die Räumlichkeiten nun zu Wohnzwecken, Ateliers und als Werkstatt zur Verfügung stellt. Kunstschaffende und Familien mit Kindern sind eingezogen und es herrscht eine spannende Atmosphäre auf dem sonnigen und beschaulichen Fabrikhof.